Was schafft ein Teleskop? | |
Erstellt 13. Juni 2005, 17:52
#13530
(im Thema #1197)
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Andro-Jesus
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Also da gibt es ne Sache die mir immer wieder auffällt: Die Möglichkeiten eines Teleskops bzw. des Beobachters werden, gerade in Büchern, irgendwie untertrieben dargestellt. Ein Beispiel: Ich hab am Anfang meiner Astro-Karriere einen Bericht über den Eulennebel gelesen, in dem der Autor auf der Meinung beharrte, der Nebel sei unterhalb von 4" nicht zu schaffen und bei 5" (also bei mir) nur schwer erkennbar. Nun… Ich finde den Nebel wann immer ich will ohne Probleme (Vollmond ausgeschlossen) und kann in guten Nächten die "Augen" ansatzweise erkennen. Andere Texte behaupten, die Grenzgröße meines Teleskops betrage im Zenit maximal 13mag. In manchen Nächten komme ich aber wenn ich mich anstrenge bis über 14mag. Ich habe auch mal gelesen, dass Leute die so was erzählen nicht ganz richtig im Kopf sein sollen… Ich habe drei mögliche Erklärungen gefunden: 1: Ich bin tatsächlich verrückt. :rolly: 2: Der durchschnittliche Himmel bei Beobachtern die solche Berichte schreiben ist sehr hell, schmutzig, und neigt zu dem Bedürfniss sich in Wolken zu hüllen. 3: Solche Berichte sind für den noch nicht ganz so erfahrenen Beobachter gedacht sind. Sie beziehen sich auf den nicht ganz optimalen, dafür aber recht häufigen aufgehellten (Vor)Stadthimmel. Zum Teil erscheinen sie mir jedoch recht entmutigend. Dem Anfänger sollte besser gesagt werden wozu das Teleskop bei guten Bedingungen und einiger Beobachtungserfahrung fähig ist, bevor sich in im der Gedanke regt, dass er ein (unnötig) großes Teleskop benötigt, wenn er etwas Interessantes beobachten will (Unser Anfänger wird zu dem Schluss kommen, dass Astronomie etwas sehr teures ist, von dem man lieber sehr schnell die Finger lässt). Jetzt will ich mal eure Meinungen zu dieser Sache hören… PS: zum Thema Grenzgröße habe ich eine Interessante (englischsprachige) Seite gefunden http://www.go.ednet.ns.ca/~larry/astro/maglimit.html |
AW: Was schafft ein Teleskop? | |
Erstellt 13. Juni 2005, 19:02
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Etz´red i!
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Daneben gibt es noch viele weitere, z.B. Seeing, die optische Qualität des Teleskops und nicht zuletzt auch die Erfahrung des Beobachters, die sich aus einem Bericht meistens kaum erschließen lässt. Jeder gute Beobachtungsbericht sollte aber genaue Angaben zu den Beobachtungsbedingungen bzw. Angaben zum verwendeten Gerät enthalten. Ich habe auch schon von unglaublichen Beobachtungen gehört, wo einer zum Beispiel behauptete, mit 4" Öffnung unter gutem Alpenhimmel Stephans Quintett gesichtet zu haben. Wenn man bedenkt, dass die hellste Galaxie davon eine scheinb. Helligkeit von 12,7 mag hat, die Grenzgröße der Optik aber bei 12,4 mag liegt, klingt das eher nach einem Märchen. Und doch halte ich es nicht für ganz unmöglich, da es sich um flächige diffuse Objekte handelt mit einer inhomogenen Helligkeitsverteilung und somit ein Galaxiezentrum deutlich heller sein kann als die angegebene scheinb. Helligkeit (ist ein Durchschnittswert). Der Himmel muss perfekt sein, die Optik einwandfrei und der Beobachter sehr erfahrene Augen haben… Grüße, Peter |
AW: Was schafft ein Teleskop? | |
Erstellt 13. Juni 2005, 19:04
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Site director
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Also ich habe bis jetzt noch nicht so darauf geachtet, was du hier ansprichst. Aber gerade für den Einsteiger ist es gut, wenn ihm bei der Sichtbarkeit von Objekten nicht alt zu viel Hoffnung gemacht wird. Denn man muss sich ja erst mal eine Weile eingucken, Erfahrung sammeln. Da wird man einen Eulennebel, wie du es schreibst nicht so schnell oder garnicht finden. Wenn's natürlich fachlich korrekt sein soll, sollte man schon die Wahrheit sagen, sprich bei welchem Himmel welches Objekt mit welcher Optik ein Objekt … beobachtet werden kann. Hat halt nicht jeder so viel Beobachtungserfahrung wie du. Das mit der Grenzgrößenbestimmung des Teleskopes werde ich nach dem Umbau und erfolgreicher Justage meines Newtons unter dunklem Himmel (habe einen schönen Beobachtungsplatz mit teilweise größer 6.5mag gefunden) mal durchführen. So viel von meiner Seite. Gruß Falko |
AW: Was schafft ein Teleskop? | |
Erstellt 14. Juni 2005, 15:43
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Site staff
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Das ist meiner Meinung nach sogar der entscheidende Punkt! In unserer Sternwarte kommt neben einem 4,7" APO und dem bekannten 8" f/4 fotografisch optimierten Vixen-Newton ein Celestron C11 (11" Schmidt-Cassegrain) zum Einsatz. Eine 11"-Optik bietet rund doppelt so viel Lichtsammelvermögen wie eine 8"-Optik, doch als ich unter dem schlechten Stadthimmel das C11 mal auf die Whirlpoolgalaxie in den Jagdhunden richtete, waren gerade noch so die Galaxiekerne von M51 und der Begleitgalaxie zu sehen. Verwendetes Oku: 40mm Baader Erfle Ein Nebelfilter brachte nicht mehr an Details. Die Grenzgröße schätze ich bei diesem schlechten Platz auf etwa 4,5 bis 5mag. Als ich daheim in meinem Garten mit meinem 8" Newton die Jagd auf M51 eröffnete, war selbst mit einem schlechteren 1,25" Okular bei ca. 68x Vergrößerung eindeutig mehr zu erkennen. Man hat schon schön ansatzweise die Spiralarme und auch den nebeligen "Verbindungsteil" zwischen den beiden Galaxien gesehen. Ein Filter kam nicht zum Einsatz. Die Grenzgröße lag bei etwa 6,0mag. Mein bisheriger Fazit: Nicht einmal doppeltes Lichtsammelvermögen bringt bei der Deep Sky-Beobachtung bei etwa 1 bis 1,5mag schlechterem Himmel annährend die Leistung, die nur eine halb so lichtstarke Optik bietet. Gruß, Tobi
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AW: Was schafft ein Teleskop? | |
Erstellt 15. Juni 2005, 17:49
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Andro-Jesus
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Der Meinung bin ich auch. Aber wie wir alle leider wissen ist die Lichtverschmutzung je nach Standort eben stärker oder schwächer. Wie gesagt. Das hängt in erster Linie eben vom Standort ab. Der Eulennebel gehörte zu meinen ersten Objekten und ich hab ihn ohne große Probleme gefunden. Ich denke, dass in Fachberichten die ein Einsteiger noch verstehen kann (Von Durchsicht, Seeing und Lichtverschmutzung hatte ich auch keine Ahnung) eben zu wenig darauf eingegangen wird, das das Ergebniss unter anderen Bedingungen eben besser oder auch schlechter Ausfallen kann. Mann kann zwar verschiedene Beobachtungsberichte miteinander vergleichen, aber als Anfänger tut man sowas in der Regel nicht. Hält sich in Grenzen Vieleicht stimmt aber auch meine Erste vermutung… :rolly: Werd mir die Sache jedenfalls noch mal durch den Kopf gehn lassen |