Hallo Leute,

Vorgeschichte
gestern Abend saß ich an meinem PC, wobei ich eigentlich schon gegen 19 Uhr raus zum Beobachten wollte. Es war zwar klar, aber wir hatten ein total schlechtes Seeing. Sogar im Zenit flackerten die Sterne und dazu gesellte sich auch noch der fast volle Mond und ein eisig stetiger Wind. Daher machte ich mir erst gar nicht die Mühe und schleppte alles raus in den Garten.

Was soll der "Androhopper" sein?
Wieder am PC chattete ich mit meinem Schatz und überlegte, wie ich denn die verlorene Beobachtungszeit sinnvoll einsetzen könnte und irgendwann kam ich auf die Idee, jeden Monat - soweit das Interesse besteht - einen kleinen Starhopperbericht für unser Forum zu schreiben. Diesen will ich möglichst einfach und verständlich halten. Manch Eine/r wird sich über die bekannten Objekte wundern und nur müde über die Tour lächeln. Andere hingegen (und von denen sind reichlich hier im Andromedaforum!) haben noch nicht so viel Erfahrung und nicht die größten Ausrüstungen und eher genau an diese Leute soll der Androhopper gerichtet sein. Der Androhopper soll nicht für Öffnungen über 600mm sein, sondern auch mit kleineren Instrumenten "hoppbar" sein.

Was ist mit "hoppen" gemeint?
Unter Starhoppen verstehen wir Hobbyspechtler eine Aufsuchmethode für Objekte. Leider hat nicht jeder einen Sternatlas wie den Uranometria oder eine Planetariumssoftware wie Guide 8 mit tausenden von verzeichneten Objekten daheim rumliegen. Zum Aufsuchen von Objekten hat man zwei Möglichkeiten: Entweder verwendet man eine Sternkarte und den Sucher und versucht so das Objekt einzustellen, oder eben als zweite Möglichkeit das Starhoppen. Das Starhoppen und das Aufsuchen per Sucher sind vergleichbar mit einer Autobahnfahrt und einer Fahrt auf der Landstraße - wer schnell von A nach B kommen will, fährt Autobahn (=Sucher) und wer die Schönheit des Nachthimmels sehen will, geht hoppen (=Landstraße) .
Beim Starhoppen fängt man meist bei einem markant hellen und vielleicht auch bekannten Stern in einem Sternbild an und springt (engl. "to hop") von Stern zu Stern. Dabei wandert man an schönen Objekten und Sternkonstellationen vorbei, welche man mit der Suchermethode allerhöchstens kurz überfliegen würde.

Vorraussetzungen zur Durchführung dieses Projekts
Hier gibt es kaum etwas zu nennen. Wenn man einen Sternatlas wie z.B. den Karkoschka und eine freie Sicht nach Süden hat, hat man schon halb gewonnen . Ein Okular, welches eine geringe Vergrößerung (ca. 20 bis 30x) an eurem Teleskop liefert, wäre auch nicht schlecht.

Bei diesen Vorabinfos belasse ichs nun und jetzt gehts los …


Es ist Februar, 22 Uhr (MEZ). Richtig dunkel ist es seit rund drei Stunden und ein Blick nach Süden zeigt uns das markante Sternbild Orion. Über dem Orion finden wir den Stier mit seinen zwei Hörnern. Hoch im Westen finden wir über den Plejaden das Sternbild Fuhrmann.
Im Fuhrmann befinden sich drei Messierobjekte und alle sind dazu auch noch "fernglastauglich". Genau diese drei Messierobjekte werden die Ziele unserer Starhoppingtour sein.
Wir starten bei Capella, dem hellsten Stern im Fuhrmann. Capella ist rund 42 Lichtjahre von uns entfernt und leuchtet in einer weißen Farbe. Circa 3,5 Grad südöstlich von Capella strahlt uns Epsilon Aurigae entgegen, ein bläulich leuchtender Stern mit einer Helligkeit von etwa 3mag. Dieser Stern befindet sich in rund 3000 Lichtjahren Entfernung.
Wenn wir nun noch einmal rund 3 Grad nach Süden hoppen, treffen wir auf Eta und Xi Aurigae, wobei Eta Aurigae (weiter westlich gelegen) der hellere der beiden Sterne ist.
Wir stellen Eta Aurigae in die Mitte von unserem schwachvergrößerndem Okular und bewegen uns nochmals rund 3 Grad nach Südwest, wobei wir hier auf My Aurigae treffen. Dieser Stern ist rund 5mag hell und nicht mehr unbedingt mit bloßem Auge zu sehen.
Circa 2 Grad südlich und rund 2 Grad nördlich von My Aurigae kann man zwei offene Sternhaufen beobachten. Mit Größen von aber nur 6x6 bzw 7x7 Bogenminuten sind diese Objekte nur mit einem Teleskop zu sehen und nicht fernglasgeeignet. Beide Objekte besitzen eine Helligkeit von etwa 7,5mag und tragen die Nummern 1857 und 1778 im NGC-Katalog. Leider sind sie nicht im Karkoschka verzeichnet.
Von My Aurigae schwenken wir nun 4 Grad richtung Südwest und treffen auf Messierobjekt M38, einem offenen Sternhaufen in 4000 Lichtjahren Entfernung. Das Objekt ist 20 Bogenminuten groß und damit fast so groß wie der Vollmond (30 Bogenminuten). Mit einer Öffnung von 114mm bietet dieser offene Sternhaufen rund 40 bis 50 Sterne und auch im Fernglas ist M38 teilweise aufgelöst.
Rund 1/2 Grad nahe an M38  trifft man auf NGC1907, ein etwas kleinerer und dunklerer offener Sternhaufen.
Rund 2,5 Grad weiter südwestlich von M38 treffen wir auf unser nächstes Messierobjekt. Dieses Objekt ist ebenfalls ein offener Sternhaufen und ist wie M38 4000 Lichtjahre von uns entfernt. Dieser offene Sternhaufen ist M36 und ist der kleinste der M-Objekte bei dieser Hoppertour. Mit einem Feldstecher sind rund 10 bis 15 Sterne zu beobachten. Mit Teleskopen ab 114mm Öffnung sind rund 35 Sterne zu erkennen.
Rund 3,5 Grad südwestlich von M36 befindet sich unser letztes Objekt für diese Starhoppertour: Es ist M37, ein 25x25 Bogenminuten großer offener Kugelsternhaufen in ebenfalls 4000 Lichtjahren Entfernung. Mit einem kleinen 80mm Teleskop sind etwa 15 Sterne zu sehen und in einem Feldstecher sind teilweise Einzelsterne aufgelöst. Mit einer Öffnung ab 114mm Öffnung offenbaren sich dem Beobachter über 100 Einzelsterne im Okular. Ein atemberaubender Anblick!


Viele Erfolg beim Starhoppen :],
Tobi

Wow, toll! Da hast du dir ganz schön viel Arbeit gemacht! Hoffentlich wird es hier bald mal wieder schöner und somit richtig schönes Spechtelwetter, damit ich das mal ausprobieren kann. Super Idee !!!

Sabine :-)

Ich bin begeistert. Geniale Idee Tobi  Einziger Kritikpunkt meinerseits, die Karte. Sieht etwas grieselig aus. Vielleicht da mit Stellarium arbeiten? Ist sowieso Freeware, von daher gibt es da auch keine Probleme mit dem Copyright.

Gruß
Falko

Falko hat gesagt

Einziger Kritikpunkt meinerseits, die Karte. Sieht etwas grieselig aus. Vielleicht da mit Stellarium arbeiten? Ist sowieso Freeware, von daher gibt es da auch keine Probleme mit dem Copyright.

Gute Idee! Wollte erst eine Karte mit CdC erstellen, aber das wollte nicht so recht. An Stellarium dachte ich gar nicht… mach ich gleich noch :]

Edit: Ist drin

Perfekt

Sonst keine weitere Meinungen? Schließlich habe ich folgendes in meinem "kleinen Vorwort" geschrieben:

Tobi hat gesagt

jeden Monat - soweit das Interesse besteht - einen kleinen Starhopperbericht für unser Forum zu schreiben.

Bis jetzt freue ich mich über die Antworten von Sabine und Falko und Falko hat auch gleich den Vorschlag mit der neuen Sternkarte gebracht…

doch was ist mit den anderen unter euch? Für eine bzw. zwei Personen mache ich mir nicht noch einmal so eine Arbeit und würde daher das Projekt einstellen. Eine Starhoppertour kann ich Sabine auch am Telefon in weniger als ca. 2 Stunden Tipparbeit vorschlagen und erklären.

Viele Grüße,
Tobi

Hallo Tobias,

super Sache das! Starhopping ist auch meine Methode, allerdings nur bei schächeren Objekten. Solche hellen Objekte fahre ich in der Regel direkt an.
Aber die beiden NGC´s hatte ich noch nicht, die stehen somit auf meiner Liste.
Könnte man sowas nicht auch auf der Andropage promoten?

Martin

GeoMartin hat gesagt

Solche hellen Objekte fahre ich in der Regel direkt an.

Ich meistens auch, aber wir fangen klein an und außerdem sind "helle Objekte" relativ. Hat nicht jeder 6" Öffnung so wie du .
Das ganze trainiert so nebenbei das Gefühl für wahre Gesichtsfeldgrößen der Ausrüstung und Gradeinheiten am (Nacht-)Himmel.

GeoMartin hat gesagt

Könnte man sowas nicht auch auf der Andropage promoten?

Meiner Meinung nach ist es recht egal, ob ich es hier im Projekteboard oder auf unserer Homepage präsentiere. Die meisten Leute die Interesse an unserer Homepage haben, haben auch Interesse am Androforum und daher bietet das keine größeren Vorteile.

Viele Grüße,
Tobi

Tobias Dietrich hat gesagt

Meiner Meinung nach ist es recht egal, ob ich es hier im Projekteboard oder auf unserer Homepage präsentiere. Die meisten Leute die Interesse an unserer Homepage haben, haben auch Interesse am Androforum und daher bietet das keine größeren Vorteile.

Viele Grüße,
Tobi

Mag sein, aber man könnte das sozusagen dort sammeln, Unterrubrik schaffen "Androhopper", wo man die Texte dort nach Monaten sortiert (ich hoffe das geht weiter) aufbewahrt, hier im Forum rutschen die mit der Zeit runter und sind irgendwann im Postingnirvana.
Also hier im Forum posten zum aktuellen diskutieren, und auf der Seite archivieren und einen Hinweis zur Diskussion legen.
Wäre meine Idee.

Martin

okay, du hast mich überzeugt :]. Dann kann ich sie bei Gelegenheit auch noch für meine Homepage verwenden .

Ja, ja Leute die Andropage. Aber das ist wohl ein anderes Thema

Gruß
Falko

Schöne Anleitung, Tobias!
Die Tour werde ich mir mal vornehmen

Hallo!

Auch wenn das jetzt etwas spät kommt:
Ich bin begeistert von deiner Anleitung!!!
Danke Tobias!

Da ich ja nun doch ein blutiger Anfänger beim Beoachten bin, ist sowas richtig toll. :] Mit der Sucher-Methode hatte ich bisher ja auch nicht den kolossalen Erfolg, also wollte ich das Hoppen schon lange probieren. Die Anleitung bringt mich da wirklich weiter. Ich werde sie auch bei passendem Himmel auf jeden Fall ausprobieren. Also: Bitte, bitte weitermachen!

Nur noch eine ganz blöde Anfängerfrage: Was sind 3 Grad? Wann merke ich, dass ich am Himmel 3 Grad weiter bin? Gibts da vielleicht so ne Art Faustregel?

Gemini hat gesagt

Was sind 3 Grad? Wann merke ich, dass ich am Himmel 3 Grad weiter bin? Gibts da vielleicht so ne Art Faustregel?

3 Tipps dazu;
1. Hinten auf dem Himmelsjahr ist immer eine Skala abgedruckt. Wenn du das Buch mit dem ausgestreckten Arm hältst, kannst du danach dich orientieren.
2. Der Vollmond hat 1/2 Grad Durchmesser
3. Wenn du Sternkarten benutzt, was beim Starhopping ja bitter nötig ist, achte darauf, dass ein Maßstab dabei ist. Dann kannst du dich anhand der Sternstrukturen auch bei den Winkeln orientieren.

Christoph

Dankeschön! :]
Vielleicht kann ich das gleich heute Abend ausprobiren, das Wetter sieht bisher ganz gut aus.

Aber jetzt mal noch was zum Teleskop. Das Gesichtsfeld is ja da vom Okular abhängig. Die Frage ist jetzt nur: Woher weiß ich wie groß das Gesichtsfeld beim jeweiligen Okular is? Und was sagt mir die Bezeichnung "SMC Pentax XL 28" bei nem Weitwinkelokular?

Gemini hat gesagt

Dankeschön! :]
Vielleicht kann ich das gleich heute Abend ausprobiren, das Wetter sieht bisher ganz gut aus.

Aber jetzt mal noch was zum Teleskop. Das Gesichtsfeld is ja da vom Okular abhängig. Die Frage ist jetzt nur: Woher weiß ich wie groß das Gesichtsfeld beim jeweiligen Okular is? Und was sagt mir die Bezeichnung "SMC Pentax XL 28" bei nem Weitwinkelokular?

Das Gesichtsfeld ist Abhängig vom Okulartyp und der Brennweite. Wenn man sich eins kauft, stehts dabei und auch manchmal anderes.

Die Bezeichnung sagt dir, dass du ein schönes Okular von Pentax hast, (wahrscheinlich SuperMultiCroated für SMC), mit der Bernnweite von 28mm.
XL ist denke ich mal ist die Serie.
Achja, das sind super Okluare der Oberklasse, da macht das Beobachte richtig spaß; die haben wir auf der Sternwarte auch :-)

Gemini hat gesagt

Woher weiß ich wie groß das Gesichtsfeld beim jeweiligen Okular is?

Der Vollmond hat 1/2 Grad Durchmesser, daran kannst du's abschätzen. Ansonsten rechne's dir aus: Such dir einen Stern, nach Möglichkeit in der Gegend vom Zenit und stell ihn auf die eine Seite vom Gesichtsfeld ein. Dann stoppst du die Zeit, die er braucht, um das Gesichtsfeld ganz zu durchqueren. Jetzt wissen wir ja, dass der Stern in 24 Stunden einmal um den Himmel rotiert, also 360°. Oder eben 15°/Stunde. Daraus kannst du den Gesichtsfelddurchmesser ausrechnen.

Christoph

Gemini hat gesagt

Die Frage ist jetzt nur: Woher weiß ich wie groß das Gesichtsfeld beim jeweiligen Okular is? Und was sagt mir die Bezeichnung "SMC Pentax XL 28" bei nem Weitwinkelokular?

"SMC" ist die Vergütung, "Pentax" der Hersteller, "XL" der Okulartyp und "28" die Okularbrennweite in mm. An GeoMartins 150/750er Vixen hast du mit dem 28mm XL in etwa 2° wahres Gesichtsfeld. Dies kann man grob mit folgender Formel berechnen:  Wahres Gesichtsfeld = Scheinbares Gesichtsfeld / Vergrößerung.
Das scheinbare Gesichtsfeld beträgt beim 28mm Pentax XL 55° (sind 55° schon WW??? ) und die Vergrößerung 750mm/28mm = ~27x. Dann kommst du auf etwa 2° wahres Gesichtsfeld.

Johannes_H hat gesagt

Achja, das sind super Okluare der Oberklasse, da macht das Beobachte richtig spaß; die haben wir auf der Sternwarte auch :]

Soweit ich weiß, sind die XLs für Optiken mit ca. f/8 und langsamer gerechnet. Daher nicht ganz so toll an schnelleren Systemen wie etwa f/5 oder f/6. Ansonsten hätte ich mir auch mal ein XL geholt.

Gruß,
Tobi

Klasse Formel, Tobias!
Auf den Okularen steht auch meistens was mit 40°, 50° oder so. Da hab ich mich schon gewundert, weil das ja als wahres Gesichtsfeld gar nich sein kann. Die Formel erklärt da Vieles… :]

Wo es nich draufsteht muss ich dann wahrscheinlich auf Pendels Durchwander-Methode zurückgreifen. Das ist zwar aufwendiger, geht aber sicher auch.

Tobias Dietrich hat gesagt

Soweit ich weiß, sind die XLs für Optiken mit ca. f/8 und langsamer gerechnet. Daher nicht ganz so toll an schnelleren Systemen wie etwa f/5 oder f/6. Ansonsten hätte ich mir auch mal ein XL geholt.

In der Sternwarte haben wir f/15 :-)

Johannes_H hat gesagt

In der Sternwarte haben wir f/15 :-)

Ich zu Hause auch