Wenn die Sterne untergehen und die Nacht zum Tag wird

Noch nie war das Thema Lichtverschmutzung so aktuell. Der Himmel ist in den größeren Städten im Bodenseeraum dreckig – und es sind nicht nur die Abgase, die dazu beitragen. Künstliches Licht lässt den nächtlichen Himmel immer heller werden und die Sterne verschwinden allmählich in diesen Aufhellungen.

In Zeiten, in denen der Klimaschutz immer wichtiger wird, das Volk mit immer teureren Benzin- und Ölpreisen und teurerem Strom zu Leben hat, stellt sich die Frage, ob so viel nächtliche Beleuchtung zwingend notwendig ist. Gerade Industriegebiete, Skybeamer der Diskotheken und falsch geplante Straßenbeleuchtungen sorgen für einen unnötig aufgehellten Nachthimmel und unnötigen Energieverbrauch.

Die Volkssternwarte Singen auf der Zeppelin-Realschule hat besonders mit der Lichtverschmutzung zu kämpfen. Der nächtliche Himmel ist dort so hell, dass das Hauptteleskop der Sternwarte genauso viel an fernen Objekten zeigen kann, wie die teilweise nur halb so lichtstarken Teleskope der Vereinsmitglieder an abgelegenen Orten. Aus diesem Grund befasst sich die Sternwarte Singen vorzüglich mit der Planeten- und Mondbeobachtung.

Dabei ist die Lichtverschmutzung leicht zu bekämpfen: Einige Straßenlaternen strahlen auf Grund einer falschen Bauweise Licht direkt nach oben in den Nachthimmel ab, wo keine Beleuchtung notwendig ist. Industriegebiete und sogar Privathaushalte versuchen sich mit der nächtlichen Beleuchtung vor Einbrechern zu schützen – allerdings geschehen etwa zwei Drittel aller Einbrüche tagsüber. In einem Land wie Deutschland, welches zu deutlich mehr als der Hälfte des gesamt erzeugten Strom auf  Kohle, Öl und Ergas gewinnt und in den nächsten Jahren neue Kohlekraftwerke bauen will, ist die nächtliche Lichtverschmutzung also nicht nur ein Problem der Sterngucker. Menschen leiden zunehmend unter Schlafstörungen und auch beispielsweise Zugvögel verirren sich und unzählige Insekten verbrennen an heißen Scheinwerfern von Skybeamern innerhalb einer Nacht.

Die Milchstraße ist von Singen aus nur sehr schwach oder gar nicht zu sehen – faszinierend ist der direkt im Kontrast dazu stehende Himmel im Schwarzwald oder gar in den Alpen, welcher die Milchstraße als helles Band bestehend aus unzähligen Sternen von Horizont zu Horizont zeigt. Hier sind die nächtlichen Wunder auch noch wirklich als solche sichtbar und selbst für „alte Hasen“ immer wieder ein einzigartiges Erlebnis.
Diese negative Entwicklung lässt den Standort Singen zwischen einem Skybeamer, einem direkt nebenan liegenden Flutlichtstadion und dem nahen Industriegebiet immer unattraktiver werden. Die Beleuchtungseinrichtungen sind teilweise aus mehr als 20 Kilometer Entfernung noch zu sehen.

Slowenien hat als erstes EU-Land ein Gesetz gegen die Lichtverschmutzung geschaffen und erwartet Einsparungen in Millionenhöhe. Auch in Deutschland wurde jetzt in einer Petition an den Bundestag gefordert, ein Gesetz gegen die Lichtverschmutzung zu verfassen.
Unter
http://itc.napier.ac.u…tition.asp?PetitionID=565 können Sie die Petition unterstützen.

Tobias Dietrich
Volkssternwarte Singen e.V.

Die Klimaschutz-Kooperation ?Rettet unsere Erde? von BILD, BUND, Greenpeace und WWF ruft gemeinsam mit Google und ProSieben am Samstag, den 8. Dezember 2007 zu einer deutschlandweiten Aktion auf: ?Licht aus! Für unser Klima.?. Von 20 Uhr bis 20.05 Uhr sollen für fünf Minuten im ganzen Land die Lichter ausgeschaltet werden. Eine eindringliche Mahnung, die national und international zu mehr Klimaschutz aufruft.

Mit der Aktion ?Licht aus! Für unser Klima.? fordern die Kooperationspartner von ?Rettet unsere Erde?, Google und ProSieben jeden Einzelnen zum Handeln auf. Zudem senden sie ein Zeichen an den zeitgleich stattfindenden Weltklimagipfel auf Bali, sich konsequent für bessere Klimaschutzmaßnahmen einzusetzen.

Mitmachen kann jeder: Alle Privathaushalte in Deutschland, aber auch Städte, Gemeinden, Unternehmen, Vereine und Organisationen. Die Teilnehmer können beispielsweise Fassaden-, Zimmer-, Landschafts- oder Weihnachtsbeleuchtungen abschalten. Für die Sicherheit notwendiges Licht, etwa Straßen- oder Notbeleuchtungen, bleibt natürlich eingeschaltet.

Erste Zusagen für die Teilnahme an der ?Licht aus!?-Aktion liegen bereits vor. So werden am 8. Dezember der Kölner Dom, das Schloss Neuschwanstein, das Heidelberger Schloß, die Alte Oper sowie die ?Zeil? in Frankfurt ihre Außenbeleuchtung für fünf Minuten abschalten. ProSieben wird am 8. Dezember live über die Aktion berichten.

Tobias Dietrich;112341 hat gesagt

"Mehr Licht macht eine Stadt nachts sicherer" sind außerdem zweifelhaft! Etwa 70% aller Einbrüche geschehen bei Tageslicht (!) und Straftaten sind nachts laut einer Studie an Orten mit guter Beleuchtung häufiger als an Orten mit schwacher Beleuchtung.

Südkurier hat gesagt

"Milchstraße meist nicht zu sehen"

Falsch konstruierte Straßenbeleuchtungen, lichtstarke Scheinwerfer der Diskotheken und zahlreiche hell angestrahlte Gebäude. All diese Faktoren verursachen nach Angaben der städtischen Volkssternwarte eine Lichtverschmutzung, die in Singen jährlich um fünf bis zehn Prozent zunimmt. "Der unnötig aufgehellte Nachthimmel über der Stadt sorgt dafür, dass die Milchstraße von Singen aus meist nicht mehr zu sehen ist", sagt Tobias Dietrich, Hobbysterngucker und Mitglied der Sternwarte Singen. Die nächtliche Lichtverschmutzung führe dazu, dass sich die Sternwarte mit ihrem Hauptteleskop auf der Singener Zeppelin-Realschule vorwiegend mit der Planetenbeobachtung beschäftige und eine Erkundung ferner Galaxien und kleinerer Himmelskörper kaum noch möglich sei, so Tobias Dietrich.

Als eine der Hauptursachen der Lichtverschmutzung gelten der Sternwarte zufolge die zahlreichen Straßenlaternen der Stadt, die aufgrund ihrer "falschen Bauweise" zu viel Licht nach oben abgeben würden, wo keine Beleuchtung notwendig sei. Vor allem im Industriegebiet und in der Hauptstraße sei die Bestrahlung der Häuser nach Auskunft der Sternwarte zu extrem. "Dabei ist die Lichtverschmutzung nicht nur ein Problem für die Astronomen", erklärt Tobias Dietrich. Beispielswiese seien Insekten betroffen, die sich an den vielen Scheinwerfern und Straßenbeleuchtungen verbrennen würden. Schuld daran sei vor allem das verwendete Leuchtmittel in den Straßenlaternen der Stadt. "Die veralteten Quecksilber-Hochdrucklampen senden eine ultraviolette Strahlung aus und locken so zahlreiche Insekten an, die dann verglühen", sagt Tobias Dietrich. Des Weiteren würden Zugvögel durch den Lichtsmog geblendet und in die Irre geleitet, so der Sterngucker, der auf eine Studie des Naturschutzbundes verweist. Nach Ansicht der Sternwarte Singen wäre eine Reduzierung der Lichtverschmutzung durch verschiedene Maßnahmen möglich. "Eine Umrüstung der Quecksilberhochdruck-Lampen auf moderne Natriumdampf-Lampen wäre sowohl für die Insekten als auch für eine Reduzierung des Energieverbrauchs hilfreich", nennt Dietrich ein Beispiel.

Die Forderungen der Sternwarte sollen jedoch nicht falsch verstanden werden. "Wir wollen keinesfalls, dass in der Stadt komplett die Lichter ausgehen", erklärt Dietrich. Der Hobbyastronom verweist darauf, dass eine Petition beim Bundestag eingereicht wurde, die ein Gesetz gegen die Lichtverschmutzung ermöglichen soll.

M.Statnik


(Quelle: http://www.suedkurier.…n/singen/art4461,2986558)