Historische Teleskope | |
Erstellt 28. November 2010, 12:52
#38771
(im Thema #4935)
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Andro-Jesus
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Ich bin vor einger Zeit glücklicherweise dazu gekommen, mir einige alte astronomische Aufnahmen ausleihen zu dürfen. Allerdings sind das keine Aufnahmen von fernen Deep-Sky Objekten gewesen, sondern: Historische Aufnahmen von alten Teleskopen. Ich habe alle diese Bilder mühevoll eingescannt und digitalisiert. Jetzt will ich die natürlich nicht auf meiner Festplatte versauern lassen, sondern sie auch mal präsentieren. Dafür ist dieses Thema hier gedacht. Je nach dem, wie sehr ihr begeistert seid, werde ich noch mehr aufnahmen zeigen. Ich habe eine ganze Menge davon. An dieser Stelle noch ein herzliches Dankeschön an Günter Lambek. Ich hab die Bilder so lange bei mir zuhause gehabt, das er sicher schon vergessen hatte, das er sie jemals besessen hat. Genug vorgeplänkel: Das erste Bild stammt von 1915. Es zeigt den 125cm Reflektor für die Sternwarte Babelsberg. Allerdings befindet er sich hier noch in der Montagehalle von Zeiss. Das Teleskop war zu seiner Zeit das zweitgrößte Spiegelteleskop überhaupt und das größte in Europa. Eine kleine Berühmtheit also. Es war ab 1924 auf der Sternwarte Babelsberg bei Berlin bis zum Ende des zweiten Weltkrieges im Dienst. Nach dem zweiten Weltkrieg kam das Teleskop samt Kuppel als Reparationszahlung an die Sowjetunion und steht heute im Krim-Observatorium Simejis - und ist noch immer im Einsatz. Ich nehme an, dort ist auch der Himmel besser als über Berlin. Von dem her also nicht der schlechteste Platz für das Teleskop. Gruß, Christian |
Erstellt 29. November 2010, 15:14
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Erdling
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Hier steht es noch heute und wird fast täglich den Besuchern präsentiert. Mit ihm wurden auch die Aufnahmen für den „Berliner Mond-Atlas" gewonnen. Hier sind noch ein paar Bilder.
Michael Korb
Wozu braucht man eigentlich klaren Himmel und gutes Seeing http://www.astronomie-hobby.de http://www.planetarium-berlin.de |
Erstellt 05. Dezember 2010, 23:39
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Andromedaner
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In der Überlinger Sternwarte ist auch noch eine Montierung im Einsatz die 100 Jahre oder so auf dem Buckel hat. Das Teleskop nicht aber die Montierung schon. Wobei da am Getriebe ständig gewerkelt wird. Ist halt doch eine alte Dame :-) die Montierung dort. Aber ich finde es macht irgend wie Spass an dem Ding zu beobachten weil man sich mit dem ganzen Gesurre und den Rädchen und der ganzen Mechanik sehr nostalgisch fühlt. Obwohl ich sagen muss das mir die beiden Noniuse (schreibt man das so ? Egal!) eindeutig zu frikelig sind.
Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen.
Galileo Galilei |
Erstellt 06. Dezember 2010, 23:35
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Site director
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spannendes Thema an Christian: Haben die dir wirklich so alte Originalaufnahmen überlassen? Gerne mehr davon Hab auch noch eins, weil ich selber schon mal vor Ort war Der Große Refraktor auf dem Telegrafenberg (Astrophysikalisches Institut Potsdam) - ein Doppelrefraktor mit 80cm und 50cm Öffnung. Das Gerät wurde 1899 eingeweiht und ist das viertgrößte Linsenteleskop der Welt. Liebe Grüße Falko |
Erstellt 09. Dezember 2010, 19:58
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Erdling
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Ich bin Vegetarier und Antialkoholiker, weil ich so besseren Gebrauch von meinem Gehirn machen kann.
~Thomas Alva Edison |
Erstellt 12. Dezember 2010, 12:32
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Site staff
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Erstaunlich, wie die Teleskope und Montierungen "damals" ausgesehen haben, wie massiv gebaut die Geräte waren und auf was man damals Wert gelegt hat. Hat jemand von euch schon einmal das zum Thema Sternwarten erschienen Buch: "Sternwarten: 95 astronomische Observatorien in aller Welt" in den Fingern gehabt?
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Erstellt 28. Dezember 2010, 00:30
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Andro-Jesus
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Aber demnächst kommt mal ein neues Bild. Vorher einige Kommenater: Tobi hat recht. Es ist schon sehr auffällig, wie groß und massiv die Teleskope gebaut sind. Gut, dabei muss man aber auch bedenken, dass die Ingenieure damals noch mit anderen Materialien umgehen mussten. Kohlefaser war da noch ein Fremdwort. Gleichzeitig hatten die Teleksope noch alle Volltuben. Eine Gitterrohrbauweise gabs damals noch nicht. Ich weiß nicht, ob sie einfach nicht auf die Idee gekommen sind, oder ob das technisch einfach nicht möglich war. Zudem sind gerade bei Refraktoren dieser Größe die Linsen sehr schwer. Und die Spiegel der Reflektorteleskope waren damals trotz ihrer Größe aus einem Stück gefertigt und entsprechend dick. Die Teleskope mussten also einiges mehr an Gewicht vertragen. es ist also schon verständlich, warum sie so massiv sind. Allerdings fällt mir auch immer wieder auf, dass diese Teleskope nicht allein wissenschaftliche Geräte waren. Sie waren auch Kunstwerke. Oder anders herum gesagt: Damals wurde die Wissenschaft als etwas repräsentatives aufgefasst, dass man mit einem protzigen, prunkhaften auftreten unterstreichen musste - eine pragmatische Bauweise wäre der Bedeutung dieser Geräte ja nicht gerecht geworden. Ihr müsst euch doch nur mal ein solches altes Teleskop anschauen. Das sind auch heute noch unglaublich schöne Geräte, sofern man sich die letzten 100 Jahre gut um sie gekümmert hat. |
Erstellt 28. Dezember 2010, 00:36
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Andro-Jesus
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Bei den Aufnahmen handelt(e) es sich um Drucke aus Zeitschriften, aus Zeitungen, Prospekten. Einige waren wohl Fotoabzüge, wie man sie als Sammlerkarten oder Souveniers verkaufen würde. Diese Bilder selbst sind allerdings tatsächlich schon älteren Datums. Ich schätze so ca. 1930 bis 1960. Von demher kann ich sie schon historisch nennen, vor allem weil die Bilder, die sie selbst wieder abbilden, zum teil noch älter sind |
Erstellt 28. Dezember 2010, 12:21
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Andromedaner
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Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen.
Galileo Galilei |
Erstellt 28. Dezember 2010, 18:56
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Andro-Jesus
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1. ein 4 Zoll Refraktor (108/1620) von 1924. Bei dem Bild steht "Ehemalig Feinmechanik Anstalt Nürnberg". Ich weiß aber nicht, ob das den Standort oder den Hersteller bezeichnet. Ich vermute aber letzteres. Auffällig sind auch die ganzen mechanischen Bauelemente zur Nachführung - elektrische Nachführung gab es damals zumindest bei den kleinen Teleskopen noch nicht. 2. ein 4 Zoll Refraktor (100/1500). Von wann er stammt steht nirgends. Interessant ist die Nachführung. Die ist nicht elektrisch, sondern funktioniert per Uhrwerk! Ohne Uhrwerk kostete das Teleskop übrigens 3450 Reichsmark. Mit Uhrwerk kostete es 4850 Reichsmark. Da dürfen wir uns über die heutigen Teleskoppreise nicht beschweren… Diese Teleskope konnte sich nicht jeder leisten, obwohl es sich "nur" um 4 Zoll handelt! 3. Zuletzt noch ein 4,5 Zoll Refraktor (120/1800). Baujahr unbekannt. Das Teleskop hat eine einfache Azimutale Montierung und einen 10X Sucher. Es kostete damals 2900 Reichsmark. So, das wars mal vorerst. Weitere Bilder kommen später. euer Astrogucker |
Erstellt 29. Dezember 2010, 18:23
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Site director
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danke für die neuen Bilder und Infos Habe gerade mal nachgerechnet. Nach Angaben von Wikipedia kostete also der zweite Refraktor mit Uhrwerk etwa 20.000 EUR Übrigens, so eine Nachführung mit Uhrwerk gibts an unserem Telementor im Cottbuser Planetarium auch. Läuft wunderbar Liebe Grüße Falko |
Erstellt 31. Dezember 2010, 19:14
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Etz´red i!
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Erstellt 01. Januar 2011, 18:39
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Andro-Jesus
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Wohlgemerkt sind das auch nur 4" Teleskope. Und wir deep sky Beobachter können Herrn John Dobson wirklich dankbar für seine grandiose erfindung sein. |
Erstellt 05. Januar 2011, 23:43
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Andromedaner
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Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen.
Galileo Galilei |
Erstellt 09. Januar 2011, 22:51
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Andro-Jesus
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Ich muss irgendwann mal rüber zu euch und mir eure Sternwarte in Überlingen anschauen. Bis jetzt hab ich das noch nicht geschafft. Ich hab bisher nur in der kleinen Strenwarte in Stuttgart so eine alte Montierung gesehen, die noch mit Uhrwerk funktioniert. War alles in Schuss, und die Montierung hat 1A nachgeführt, ohne Ruckeln, ohne Probleme mit der Stromversorgung. Da sind schon tolle Teile. Ich wil nicht Wissen, wieviel man heute für so ein Ding hin blättern muss. Die waren ja damals schon nicht billig. Umgerechnet 30000 Euro hat uns Falko errechnet. Da will ich nicht wissen, wie viel sie jetzt wert sind. Vor allem da es nicht all zu viele von denen geben wird. Würde sich aber sicher gut bei mir zuhause machen. der Astrogucker |
Erstellt 13. Januar 2011, 10:56
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Andromedaner
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Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen.
Galileo Galilei |
Erstellt 20. Januar 2011, 16:13
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Andro-Jesus
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Erstellt 20. Januar 2011, 17:56
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Site staff
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Ich denke das lag an einer Mischung aus Nicht-auf-die-Idee-kommen und "Wir wollen es nicht anders". Leichtbau war auch damals schon überall zu finden - oder zumindest Ansätze davon (z.B. damalige Brückenkonstruktionen). Natürlich spielt auch die Verfügbarkeit moderner Werkstoffe eine nicht unbeachtliche Rolle. So machte z.B. der Stahlbeton erst den Bau von "richtigen" Hochhäusern/Wolkenkratzern möglich. Andererseits werden moderne Leichtbaumaterialien wie Carbon auch erst in den letzten Jahren im Teleskopbau verwendet… das Zeug ist nachwievor unglaublich teuer - und da stellt sich dann die Frage an den Konstrukteur/Ingenieur ob sich das lohnt. Ebenso schaut's mit Aluminium aus (aber nicht ganz so extrem). Ein wichtiger Punkt, richtig… dennoch hat/hätte eine Gitterrohr oder Strebenkonstruktion großer Vorteile. Auf dem Mount Palomar steht ein 200 Zoll Spiegel (5,08m Durchmesser, das "Hale-Teleskop"), welcher 1948 in Betrieb genommen wurde - dem hatte man "schon" eine Strebenkonstruktion verpasst, obwohl der Spiegel um die 15 Tonnen auf die Waage bringt. Also das Argument mit schweren Linsen und Spiegeln und der darum sehr massiven Bauweise passt so nicht ganz . Das finde ich auch. Immer schön mit Gold, Messing und sonstigen glänzenden Metallen verziert .
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Erstellt 20. Januar 2011, 20:55
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Andromedaner
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Die Montierung ist von einem Hersteller den ich grade vergessen habe das aber früher mal sehr gut war. Ursprünglich war die Montierung mal irgendwo in Brandenburg in ner wissenschaftlichen Einrichtung, und nach dem 2.Weltkrieg lag das Ding auf dem Schrottplatz einer Gießerei in Überlingen. War sogar noch ein Astrograph drauf von Voigtländer. Der war aber im Gegensatz zur Montierung tatsächlich Schrott weil da einiges an Glas Kaputt war. Also hat sich Uwe Müller der Gründer der Sternwarte dran gemacht einen Spiegel zu schleifen und der wurde 1994 durch einen Refraktor ersetzt den die Sternwärter einem Mitglied abschwatzen konnten. Den ein 2,25 Meter langes Rohr geht nicht in einen kleinen Fiat rein :-). So das wars eigentlich auch schon zumindest die Kurzfassung :-) Aber du kannst gerne mal vorbei kommen wenn du Zeit hast und es dir anschauen.
Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen.
Galileo Galilei |
Erstellt 02. Februar 2011, 21:32
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Andromedaner
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Weitere Bilder kommen noch hier erst mal schwerpunkt mäsig die Mechanik. *update* Das Rohr und die Mechanik im Detail: zuletzt geändert: 06. Februar 2011, 19:31 von Manu
Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen.
Galileo Galilei |
Erstellt 14. Juni 2012, 13:46
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Andromedaner
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