Nachtschicht... | |
Erstellt 25. August 2003, 21:29
#1861
(im Thema #202)
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Etz´red i!
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Schichtwechsel: "Guten Morgen", sagte meine Mutter heute früh, als ich ihr an der Haustür begegnete, während sie sich auf den Weg zur Arbeit machte. "Gute Nacht", kam die Antwort vom müden Astronomen, der nach 9 Stunden getaner Arbeit von der Sternwarte heimkam… (Die Sternwarte in der Abenddämmerung) Am Abend zuvor schleppte ich gegen 21 Uhr das schwere Gepäck nach Ingolstadt auf das Dach des Schulzentrums Südwest, wo unsere Sternwarte steht. Da sonst niemand mitgekommen war, sollte ich diese Nacht wiedermal alleine in der Kuppel verbringen. Aber das kümmert den eingefleischten Beobachter nur wenig, wenn er eine so klaren Nachthimmel und eine erfolgreiche Beobachtungsnacht vor sich hat. "Wer hat denn da nicht aufgeräumt?", würde sich mancher fragen, der mich zu unchristlicher Zeit noch auf der Sternwarte besuchen kommt. Aber ich kann jeden beruhigen - in MEINEM Krempel und Kabelsalat kenne ich mich immer aus! Sowas bezeichne ich als einen "ordentlichen Saustall"…. Meiner skeptischen Mutter halte ich da immer ganz gelassen Murphy´s Gesetz für das tägliche Leben entgegen: "Wenn du ordentlich ablegst, weißt du genau, wo es ist, aber du wirst es nie brauchen." Als es nach 22 Uhr richtig dunkel wurde, konnte man im Südosten schon lange den hellen Mars funkeln sehen. Heller als jeder Stern dominiert er jetzt kurz vor seiner Jahrtausendopposition den Nachthimmel. Ich ging kurz nach draußen, um vor der Sternwartenkuppel einen Schnappschuß zu machen: (Für dieses Bild musste ich mich schon gefährlich weit über das Dachgeländer hinauslehnen, damit auch die Kuppel mit draufkam - aber was tut man nicht alles, um solche Augenblicke auf den Chip zu bannen…) Kuppeltor geöffnet - Teleskop ausgerichtet - Computer hochgefahren - Kamera betriebsbereit - Weißlicht aus - Rotlicht an…. Jetzt konnte es losgehen! Auf dem Monitor erschien anfangs nur ein helles, verschwommenes Etwas, dass erst gut scharfgestellt werden wollte. Natürlich musste der Okularauszug wiedermal in ungünstigster Richtung stehen, so das der Monitor an der gegenüberliegenden Seite des Raums stand. Ich kann euch sagen: Fokussieren aus 4 Metern Entfernung ist höchst unangenehm und erfordert eine Unmenge an Geduld…! Irgendwann erschien der Planet dann aber doch zufriedenstellend scharf auf dem Bildschirm, nur das Seeing war hin und wieder ziemlich schwierig. Zeitweise wurde Mars durch die Luftunruhe regelrecht durchgewalkt… Schließlich bekam ich zwei brauchbare AVI-Videos, von denen ich bis jetzt eines ausgwertet habe. Das Ergebnis findet ihr im entsprechenden Beitrag im Marsboard. In ruhigen Momenten war Mars visuell eine Wucht! Ungeheuer viele Details blitzten einem ins Auge. Leider sind diese Momente nur von kurzer Dauer und waren unter den Bedingungen der letzten Nacht auch eher selten. Außer Mars stand in dieser Nacht auch noch Saturn auf dem Programm. Der Ringplanet taucht bereits wieder vor Sonnenaufgang am Osthimmel auf und kann für kurze Zeit in der frühen Morgendämmerung beobachtet werden. Mit anderen Worten: Ich hatte noch einige Stunden vor mir, die auch noch irgendwie herumgebracht werden mussten. Jeder normale Mensch hätte da ein paar Stunden Schlaf vorgezogen, aber ein Astronom kann sich das natürlich nicht erlauben - schon gar nicht auf der Sternwarte mit einem so tollen Nachthimmel über sich! Also wurde ein bisschen Deep-Sky beobachtet. Die Milchstraße erschien in dieser Nacht so hell und strukturiert, wie ich sie aus der Stadt heraus schon lange nicht mehr gesehen habe. Nebenbei fiel mir unser Messierprojekt ein und dass ich vielleicht mal wieder etwas zeichnen könnte. Da kam mir der Wildentenhaufen (M11) in der Schildwolke gerade recht… Die Reinzeichnung reiche ich noch nach, sobald sie fertig ist. Nach ein paar Stunden Messier-Jagd sah ich neben dem Orion auch schon den Saturn tief im Osten aufgehen. Visuell sah er anfangs noch recht nüchtern aus. Das änderte sich mit einem Schlag, als er wenig später mehr an Höhe gewann. Ich versuchte eine Aufnahme, trotz der schlechten Beobachtungsbedingungen. Cassini-Teilung war gerade zu erkennen, auf dem Planeten selbst konnte ich aber beim besten Willen keine Struktur sehen. So enstand also das folgende Bild: Währenddessen war auch schon der abnehmende Mond aufgegangen. Neben der scharfen Mondsichel konnte man gut das "Aschgraue Mondlicht" (Mond-Nachtseite) erkennen. Also nahm ich den Mond noch mit die Digitalkamera am 60mm-Takahashi auf. Bei einer Minute Belichtungszeit wird die erdbeschienene Nachtseite des Mondes gut sichtbar. Im Teleskop war die in die Nacht getauchte Mondlandschaft visuell ebenfalls gut zu beobachten. Die Morgendämmerung brach an, danach war für mich Feierabend… (Gegen 7 Uhr kam ich dann doch noch ins Bett) Viele Grüße und clear skies, Peter |
Erstellt 26. August 2003, 00:40
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Guest user
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Danke |
Erstellt 26. August 2003, 00:46
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Andromedaindianer
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"Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit,
aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." http://www.ferkelprotest.de/ |
Erstellt 26. August 2003, 15:27
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Guest user
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klar ein super Bericht! CS, Janek Urgatz |
Erstellt 26. August 2003, 15:39
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Guest user
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wie war denn das Seeing insgesammt (in R). M11 habe ich ja auch schon in den Messier-Thread gepostet. Als Vergleich super. CS, Janek Urgatz |