Traumteleskop | |
Erstellt 20. Juni 2003, 18:08
#917
(im Thema #99)
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Erdling
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…ein 22" SCT…. klasse ! Schade nur, das das in sone kleine Kuppel gequätscht wird… ist aber klasse. In etwa einem Jahr ist das Geld zusammen… und dann heißt es Traumteleskop, du kannst kommen ! Was meint ihr? was gäbe es für Alternativen (für 40.000 Euro ? könnten wir was besseres bekommen? Únd vergesst nicht zu betonen, wie schön wir es doch haben und das ihr neidisch seit… Raphael Errani |
Re: Traumteleskop | |
Erstellt 20. Juni 2003, 20:25
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Etz´red i!
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Was ich von einem 22"-Gerät in einer 2-Meter-Kuppel halte, habe ich dir ja schon vor ein paar Tagen geschrieben. Da du das Thema hier ja zur Diskussion stellst, poste ich´s auch mal für die anderen:
Vielleicht wollt ihr ja künftig auch mal einen Monitor und Computer oben aufbauen. Fotografisch ist ja mit einem 22"-Teleskop einiges drin…! Aber nicht nur der Platz ist das Problem. Habt ihr schon mal an die Seeinganfälligkeit einer derartig großen Öffnung gedacht? Wir haben bei uns auf der Sternwarte in Ingolstadt eine 4-Meter-Kuppel. Das Hauptinstrument ist ein 8" Schaer-Refraktor. Es wurde bereits darüber diskutiert, ob wir nicht stattdessen den 12"-Cassegrain in der Kuppel montieren. Diese Idee wurde aber schnell wieder verworfen, da unsere Erfahrungen zeigten, dass eine größere Öffnung in der kleinen Kuppel und noch dazu unter Stadthimmel kaum Sinn macht. Ich weiß zwar nicht, welche Bedingungen ihr an eurem Standort habt, aber abgesehen vom aufgehelltem Himmel könnte euch ein noch viel gravierenderes Problem zu schaffen machen: Besonders in der kalten Winterszeit könnten bereits wenige Beobachter in der kleinen Kuppel ein derart starkes lokales Seeing verursachen, dass die Beobachtung mit der 22"-Öffnung ein sehr unruhiges Bild liefert. Dieses Problem haben wir in der 4-Meter-Kuppel bereits mit 8"! Und man sollte das nicht unterschätzen. Wenn wir bei einer Führung etwa 10 bis 20 Leute in der Kuppel haben, staut sich in der Kuppel so viel Wärme, dass diese schließlich durch das Kuppeltor nach außen dringt. Dabei verursacht die Warmluft starke Schlierenbildung im Bereich der Kuppelöffnung. Das ist in etwa so, als ob man in einer kalten Nacht mit dem Teleskop im geheizten Zimmer steht und durch ein geöffnetes Fenster hindurch beobachtet. Dabei entsteht zusätzlich künstliches bzw. lokales Seeing und dieser Effekt macht sich natürlich umso stärker bemerkbar je kleiner die Öffnung / das Kuppeltor ist, durch welche/s die Warmluft nach außen dringt. Wenn wir im Winter in unserer Sternwarte Planetenaufnahmen machen, dürfen sich maximal 3 Beobachter innerhalb der Kuppel aufhalten. Anderfalls würde die Beobachtung dermaßen gestört werden, dass sie sich gar nicht lohnt… Über diese Dinge sollte man sich, wie ich finde, schon gut Gedanken machen. Besonders, wenn es um eine so große Investition geht. Lohnt sich eine so große Öffnung unter Stadtbedingungen? Wofür soll das Teleskop hauptsächlich eingesetzt werden bzw. wie hoch sind meine Ansprüche? Um nochmal auf die Seeinganfälligkeit zurückzukommen: Je größer die Optik, desto empfindlicher ist sie für Luftunruhen. Wegen der Größe der Luftschlieren oder anderer Turbulenzelemente werden von einem Lichtstrahl mit großem Durchmesser, wie er ja in ein Instrument mit großer Öffnung einfällt, eine weit größere Anzahl solcher Elemente geschnitten als bei der Verwendung einer kleineren Optik. Allgemein kann man sagen, dass das Auflösungsvermögen eines großen Instruments daher geringer sein wird als bei einem kleineren Fernrohr. Die Szintillation (Luftunruhe) sollte man besonders bei Sonnen-/Mond- und Planetenbeobachtungen berücksichtigen, aber auch bei Doppelsternbeobachtungen oder bei Spektralaufnahmen mit spaltlosen Spektrographen… Zuletzt ist der Kuppelspalt eurer Kuppel sehr eng: 60cm für eine 22"-Öffnung…(?!) Da wäre auch ein Nachführmotor für die Kuppel ratsam. Wie oft ihr sonst die Kuppel nachdrehen müsst, dass könnt ihr euch ja ausrechnen. Diese Sache müsstet ihr auch noch in den Griff kriegen, wenn ihr mit dem Gerät Langzeitbelichtungen machen wollt. Wie du siehst, gibt es eine Menge Dinge, die es bei einer solchen Anschaffung zu beachten gilt. Du solltest deinen Lehrer bei Gelegenheit mal darauf ansprechen. 22" sind eine Traumöffnung - keine Frage! Aber wenn ihr die volle Leistung dieses Geräts auch nutzen wollt, dann müsst ihr zunächstmal für eine entsprechende Basis sorgen. Nun, ich wünsche euch trotzdem viel Erfolg und vor allem Spaß mit diesem neuen Teleskop. Hoffentlich bekomme wir dann von dir auch ein paar Bilder zu sehen, wenn´s soweit ist…! Viele Grüße, Peter |
Re: Re: Traumteleskop | |
Erstellt 20. Juni 2003, 20:43
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Etz´red i!
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Also, ich würde mir für die Kohle lieber einen richtig fetten Gitterrohr-Dobson zulegen. Den kann man sogar mobil einsetzen! Was meinst du, wie der unter einem Alpenhimmel abgeht??!!! :-) :-) :-) Ich hatte mal die Gelegenheit, eine Nacht lang mit einem 32"-Dobson zu beobachten. Als DeepSky-Freak kann man sich visuell nichts schöneres vorstellen: ein bunter Ringnebel mit Zentralstern, ein durch´s Zentrum hindurch aufgelöster M13, ein wahnsinns Cirrus-Nebel….!! ……ich hab bis dato keine vergleichbar schöne Aufnahmen gesehen…. :-) Unter einem Stadthimmel wäre so eine Öffnung ja schon Verschwendung… Gruß, P.M. |
Erstellt 20. Juni 2003, 21:18
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Erdling
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aber da wir zwar nahe einer Stadt sind, aber ringsherum mind. 100km ! Obstanbaugebiet sind (altes Land ), hebt das wohl den dennoch recht dunklen kleinststadthimmel auf . Das mit dem Kuppelspalt ist auch geklärt. Eine Nachführung, die wir zur Zeit selber in der AG beuen und die Umdrehungszeiten ausrechnen, wird in etwa schon einem Monat oben angebracht. Und dort- in 40 m Höhe und der somit höhsten Stelle der Stadt hat man mit der Straßenbeleutung nit mehr die großen Probleme. Ein Computer ist auch schon oben. Über MEINEN winkelencoder, Guide 6 und die Software der ST7e lässt sich das Teleskop bereits per Compuet und Tastatur steuern, obwohl es die Steuerung FS 2 fast genauso gut macht . Da wir in der AG eh nur 10 leute sind, und von denen meist nur 3 richtig beobachten, nähmlich Dr Carmesin, Aex und ich, ist das mit der Erhitzung der unbeheizbaren Kuppel auch fast unwichtig. Als zweitinstrument könnten wir ja auchnoch das C8 auf der Gemini 40 auf ner Säule auf dem 360° Balcon nutzen. Mit dem Refraktor sind dann auch noch die planeten sehr gut bedient. Raphael Errani |